14.10.1935
Porto Tibiriçá 14. 10 1935
Jetzt wollen wir einmal über den Fluss fahren und einen kleinen Ausflug mit dem Caminhão[1] nach Sapé machen, das ist·ein Verladeort für Herva Mate[2], der dort in den Wäldern wild wächst und von kleinen und grösseren Gesellschaften ausgebeutet wird. Es hat in den letzten Tagen viel geregnet und jetzt ist es sehr windig, ein Zeichen, dass es bald etwas abtrocknen wird. Unser Wagen fährt hinunter an den Fluss, wo die Balsa schon wartet. Aber ist der Wasserspiegel sehr tief, so dass unser Wagen auf gut Glück durch die-Xiringa etwa 6 m tief. hinunterrutschen muss. Die Ochsen, die hier verladen werden, haben den Grund etwa 3/4 m tief durchgeknetet, so dass an ein Steuern oder Bremsen gar nicht zu denken ist. Lediglich die Enge der Xiringa sichert dem Wagen seine Richtung und er rutscht auch glücklich mit Schwung auf die Balsa.
Das Schlepperchen beginnt zu ziehen und schon tanzt die Fähre so zu sagen auf hoher See. Der-Fluss-ist hier über 2 km breit und es gibt, wenn der Wind von Süden kommt, also gegen den Strom weht, ziemlich grosse Wellen, so dass auch unsre Fähre, sie doch 20 m im Quadrat hat, heftig schaukelt und die Bremsen an unserm Wagen knirschen. Aber·es ist eine schöne Fahrt, wenn es auch mehr wie doppelt so lange dauert, bis wir Porto XV. erreichen.
Die Einfahrt in den Rio-Pardo ist, wie wenn man in eine gute Stube tritt, so windgeschützt ist es hier. Schnell sind die Planken gelegt und der Caminhão fährt ans Ufer, um gleich einmal im Dreck stecken zu bleiben. Ein Seil an den Stossfänger und die 8 Mann von der Balsa dran, so geht es durch den Dreck über die Barranco[3] hinauf. Dann wird das Seil gelöst und weiter geht es über Stock und Stein nach Westen das Tal des rio Pardo hinauf. Strassen gibt es hier keine. Die Bezeichnung Ochsenstrasse (Estrada Boiadeira) ist irreführend, denn da ist nur die Richtung markiert und alle 10 léguas[4] sind Weideplätze angelegt, damit das Vieh auf den langen Strecken auch ausruhen kann.
Die Welt ist grün, der Himmel blau, und die Sonne spiegelt sich in den zahllosen Lagoas[5] und Pfützen, die von dem starken Regen der letzten Tage zurückgeblieben sind. Weite Ebenen durchsetzt mit Bosques[6], stellenweise vermeint man auf dem Paraná zu sein mit seinen vielen Inseln. Jetzt muss ich wieder einmal aufhören, denn die Mosquitos fressen mich hier auf. Der 8 Cylinder[7] Ford·rauscht durch das Wasser, dass die Garben nach rechts und links auseinanderspritzen und die Sonne lustige Regenbogen in den Sprühregen zaubert, und der Wagen holpert und springt und stoesst. Überall wimmelt es von. Wassergeflügel: Enten, Störche, Ibisse, Jaburus und alle möglichen Reiherarten.
Allmählich-beginnt das Land sich zu erheben, nicht viel, aber genug um andre Bilder entstehen zu lassen. Zwischen Camp[8] und Pantanal[9] und Lagoas schiebt sich Der sogenannte Serrado[10] ein. Inselähnlich den Bosques aber nur mit krüppelhaftem Baumwuchs und Sträuchern ähnlich unsern Latschen[11]. Alles scheint unmittelbar auf dem Sand zu wachsen. Wenigstens sieht man zwischen den Büschen von Sape-Gras[12] überall nur den reinen Wüstensand schimmern. Die Bäume sind überwiegend Akazien und Mimosenarten, von denen einige eine herrliche Blüte haben. Einen Baum, dessen Namen ich nicht kenne, habe ich gerade zu den Schlüsselblumen-baum getauft.
Der Boden wird trockener und fester, überall zeigen sich kleine schwarze Bauten von Termiten (Cupim). Dann kommen einzelne hohe Nadeln und plötzlich fahren wir wie durch einen grossen Friedhof. Ziemlich dicht beinahe stehen die Bauten einer anderen Termitenart, schmal, zwei bis 4m hoch, mit allen möglichen Auswüchsen und Kanten, tatsächlich wie Gräber anzusehen, während sie doch die Siegeszeichen eines unverwüstlichen Lebens sind. Alle sind von Buschwerk umgeben und sind ein guter Platz für allerhand Wild. Läuft uns auch gleich ein Reh durch den Weg, ein paar Strausse fegen hinaus in den Kamp und neugierig zockeln Siriemas am Weg entlang.
Schon liegt der Friedhof
hinter uns, der Boden wird ebener, wir passieren Mattinha und der Wald nimmt
uns auf. Eine Pickade[13] ist gehauen, wir fahren in köstlichen Schatten,
während draussen die Sonne brennt. Überall im Geleise stehen die Tocos[14], die Baumstümpfe, gerade so hoch abgehauen, dass
die Achsen unseres Wagens drüber weg gehen. Eine ganz gefährliche Geschichte;
sinkt der Wagen etwas ein, dann haut der Baumstrunk an die Achse und wenn sie
nun etwas verbogen ist, kann man von Glück reden. Dieses Glück aber hatten wir
auf dem Rückweg und wir kamen mit einwärts stehenden Rädern immerhin noch
anständig in Porto XV. wieder an. Erst beim Ausladen in Porto Tibiriçá fielder
Caminhão mit den Vorderrädern ins Wasser. Ein Chevrolet Gigante[15] hat sich einige Tage später an demselben Toco
vollständig zu Schaden geschlagen und die Mitfahrer sind verwundet. Der
"Schöne Wald" nimmt schliesslich auch einmal ein Ende und wieder geht
es über Kamp durch eine Farbenharmonie in grün, gelb und blau. Der Boden immer
Sand. Wir bleiben aber immer mehr am Waldrand, plantschen durch einen Bach,
durchqueren eine ungebrannte Roça[16], Zäune laufen am Wege mit, ein Schindeldach
Schuppen Sape gedeckt. Wir sind in Sape nach zweistündigem Querfeldein fahren.
Sape ist ein Pouso[17], ein Ruhepunkt an der Ochsenstrasse, genau wie
Mattinha. Ein Wohnhaus aus Brettern, viele Ranchos[18] als Unterkunft für die Boiadeiros[19] und vier riesige Mangeiras (Currals) für das Vieh
zum Übernachten. Ausserdem ist hier auch ein Hafen, denn Sape ist auch
Umschlageplatzt für Herva Mate. Wir haben den Weg in zwei Stunden gemacht, der
Dampfer braucht acht Stunden gegen den Strom. Weiter geht die Fahrt durch einen
Córrego (Bach), geht es ein schmales Tal hinein, das nur langsam ansteigt nach
der Kolonie Guassu. Noch ist der Boden weiss sandig und zu beiden Seiten
erstreckt sich niedriger Palmenbusch*, eine Palmenart, die nicht über Mannshöhe
hinauswächst. Da sichten wir auch noch einmal Strausse. Dann aber beginnt, nach
einem kurzen Übergang von Serrado[20], der Wald. Rings um die Quellen des Sapebaches
quillt er an den Hängen empor. Jetzt zur Frühlingszeit wunderschön grün.
Erinnert fast an unsere Wälder drüben. Viele gerade und hohe Stämme. Ipê[21], Faveiro[22], Canella[23], Bálsamo[24]. Quatambu[25], Cedro[26] und eine Vielfältigkeit von allen möglichen
Hölzern, von denen niemand die Namen weiss. Erwähnen möchte ich aber noch die
Jaboticabeira[27], deren Kirschen gerade jetzt zu reifen beginnen
und nach denen die Leute hier in die Wälder gehen, wie bi uns zu Hause in die
Schwarzbeeren. Der Baummstand[28] ist durchsetzt mit Unterholz und verwebt mit
Schlingpflanzen: Orchideen, Bromeliaceen, alle möglichen Schmarozerpflanzen.
Farne und. Flechten, Palmen und Bambus und Taquara[29] verfilzen und durchsetzen alle Stockwerke des
Waldes, dass es kein leeres Plätzchen gibt in dieser Lebenswelle. Bienen
summen, Falter gaukeln, Ameisen auf Bäumen und am Boden. Das Leben der
ungezählten Insektenarten scheut nicht den Blick der Menschen. Die Vögel und
die Säuger, Schlangen und Eidechsen sind weniger zutraulich und entziehen sich
nach Möglichkeit dem forschenden Blick. Man hört die Waldesänger
wohl aber man [fehlende Seite]
[1] LKW
[2] Mate Strauch: Ilex paraguariensis
[3] Schlucht
[4] 1 Légua ist gleich 4,82803 km
[5] See
[6] Kleiner Wald
[7] Schreibt sich Zylinder, Ford Modell V8-51
[8] Feld
[9] Sumpf
[10] Cerrado: Savannen im Inland Südost-Brasiliens
[11] Pinus mugo subsp
[12] Imperata brasiliensis
[13] Das Wort gibt es nicht auf Deutsch, auf Portugiesisch schreibt man „picada“, offener Weg durch den Wald
[14] Baumstumpf
[15] Riesig
[16] Kleiner Ackerbau
[17] Landungsplatz
[18] In diesem Fall, kleines Haus
[19] Cowboys
[20] Schreibt man „cerrado“
[21] Handroanthus sp
[22] Peltophorum dubium
[23] Nectandra oppositifolia ou Ocotea sp
[24] Myrocarpus frondosus
[25] Guatambu, Balfourodendron riedelianum
[26] Cedrella fissilis
[27] Myrciaria cauliflora ou Plínia jaboticaba
[28] Er meint sicher „Baumbestand“
___________________
Porto Tibiriçá, 14.10.35
Agora faremos mais uma viagem rio acima e depois vamos de caminhão até Sapé, que é uma área de carga e descarga da erva-mate[1] que cresce no meio da mata e é explorada por pequenas e também pelas grandes comunidades locais. Tem chovido muito nos últimos dias e também está ventando bastante, um sinal de que logo estará mais seco. O nosso carro chega até a margem do rio, onde a balsa já está esperando. O nível da água está tão baixo que tivemos sorte de conseguir navegar pelo Xiringa, que está com cerca de 6 metros de profundidade. Os bois de carga que passaram por aqui já afundaram cerca de três quartos da terra, de modo que endireitar o carro ou brecar está fora de questão. Apenas o estreitamento do Xiringa nos dá a direção que devemos seguir e tudo escorrega alegremente com o balanço da Balsa. O pequeno rebocador começa a puxar e os carros vão, por assim dizer, dançando por cima das águas. O rio aqui tem 2 quilômetros de largura e quando vem vento sul, isto é, contra a corrente, formam-se ondas bem grandes. E assim a nossa carona, que é um quadrado de 20 X 20 metros, chacoalha bastante e os freios dos nossos carros reclamam. Mesmo assim é uma viagem muito bonita, até mesmo quando se demora o dobro do tempo até chegarmos em Porto XV.
A entrada para o rio Pardo é um bom abrigo, bem protegido do vento. As rampas são colocadas rapidamente, o caminhão desembarca para a margem e fica mais uma vez atolado na lama. Uma corda amarrada no para-choques e 8 homens da balsa em ação, finalmente o caminhão sai da lama barranco acima. Soltamos a corda e seguimos adiante sobre tocos e pedras sentido leste do rio Pardo acima. Aqui não tem estradas. A sinalização para a estrada boiadeira confunde, pois só dá direção e a cada 10 léguas[2] existem pastos para que o gado possa descansar das longas caminhadas.
O mundo é verde, o céu é azul e o sol se espelha nas incontáveis lagoas e poças que se formaram por causas das fortes chuvas. Lá longe, as planícies são cortadas por bosques, em alguns lugares você nem imagina que está no Paraná, com suas inúmeras ilhas. Agora preciso parar um pouco porque os mosquitos estão me comendo vivo.
O “Ford 8 cilindros”[3] vai passando por cima da água e espirra feixes de água para esquerda e para a direita que, juntos com o sol, formam um belo arco-íris entre as gotículas d’água. E o carro balança, pula e vai batendo. O lugar todo é cheio de aves aquáticas: patos, cegonhas, flamingos.
Aos poucos o relevo vai se elevando, não muito, mas o suficiente para se ver novos cenários. Entre o nosso acampamento, o pantanal e as lagoas, se distribui o famoso cerrado. Um agrupamento parecido com os bosques, mas com o crescimento de árvores com caules deformados e arbustos parecidos com os nossos pinheiros arbustivos lá na Alemanha (Latschen[4]). Parece que tudo consegue brotar da areia. Pelo menos entre a grama e o sapé tudo que se vê é areia de deserto. As árvores predominantes são as acácias e algumas espécies de mimosas, que são majestosas. Tem uma árvore que até agora eu não conhecia e acabei de batizá-la de “árvores das flores de chaves”.
O chão vai se tornando cada vez mais batido e, por todos os cantos, começam a aparecer os cupinzeiros. Depois começam a aparecer cupinzeiros mais altos e pontudos, como agulhas solitárias, e aí adentramos num cemitério bem grande. Cupinzeiros menores, de 2 a 4 metros (outras espécies de cupins), começam a aparecer bem próximos da gente. Todas essas formações e bordas angulares dão a impressão de um cemitério ao mesmo tempo que eles sinalizam a vitória de uma vida indestrutível. Eles estão cercados por arbustos e são um bom abrigo para todo o tipo de vida selvagem. Um veado cruzou a estrada bem na nossa frente, depois vimos um par de emas forrageando os campos e algumas seriemas curiosas se arriscaram a passar pelo nosso caminho.
Quando passamos o “cemitério“ o chão ficou mais plano e assim que
passamos a Mattinha, fomos acolhidos pela floresta. Dirigimos, então,
tranquilamente por uma picada bem aberta, degustando da sombra enquanto o sol
ardia lá fora. Os troncos de árvores foram cortados tão alto que os eixos dos
nossos carros passam rente a eles, esses “tocos” estão distribuídos por toda a
estrada, uma história que pode ter um desfecho bem perigoso. Se o carro afunda um pouco na lama o toco
pega em cheio no eixo e se entortar somente um pouco podemos falar de sorte.
Essa sorte a gente teve na volta e conseguimos ir com as rodas entortadas para
dentro até Porto XV. Quando fomos descarregar em Porto Tibiriçá, o caminhão
caiu com as rodas da frente na água. Alguns dias depois, um Chevrolet gigante
bateu no mesmo toco e deu perda total, surpreendendo todos os seus passageiros. Depois
que passamos a linda floresta, seguimos novamente em direção ao acampamento por
entre os harmoniosos verde, amarelo e azul da paisagem. O chão é sempre
arenoso. A gente vai contornando a mata eternamente, cruzamos um riacho e
chegamos em uma roça que não sofreu com a queimada. Cercas ao longo do caminho
e um telhado de telha que foi coberto com sapé. Finalmente estamos em Sapé
depois de cruzar os campos por duas horas. Sapé é um pouso, um lugar de
descanso na estrada boiadeira, assim como a Mattinha. Casas de madeira, muitos
ranchos como abrigo para os boiadeiros e quatro currais enormes para o gado
passar a noite. Além disso, aqui também é um porto. Sapé também é um local de
negociação de erva-mate. Nós fizemos o caminho de carro em 2 horas, o barco a
vapor demora 8 horas contra a corrente. Depois, ele navega por um córrego e
entra num vale estreito e vai subindo devagarinho até a colônia Guassú. O chão
ainda é bem branquinho e arenoso nos dois lados e nas margens começam a
aparecer palmeiras arbustivas, um tipo de palmeira que não fica maior que uma
pessoa. Avistamos novamente uma ema. E depois de uma curta transição do cerrado
para a mata, vimos o anel de floresta começar a se espalhar pelas clareiras, ao
redor dos recursos naturais oferecidos pelo lago do Sapé. Agora na primavera
está udo esplendorosamente verde. Parece um pouco com as nossas matas lá em cima.
Muitas árvores bem altas e pontiagudas: ipê[5],
faveiro[6],
canela[7],
bálsamo[8],
guatambú[9],
cedro[10]
e mais um monte de todos os tipos de madeira que ninguém nem sabe o nome. Sem
falar que estamos na época em que as jabuticabeiras[11]
amadurecerem e todos vão para a mata colher jabuticabas que nem a gente fazia
com amoras na Alemanha. Os troncos das árvores se intercalam com a vegetação
rasteira e se misturam com trepadeiras, orquídeas, bromélias e todos os tipos
de plantas epífitas. Samambaias e líquens, palmeiras, bambus e taquaras[12]
se emaranham e se alojam em todas as estratificações da floresta de forma que
quase não há mais lugar para se existir no meio dessa enorme explosão de vida.
As abelhas zumbem, as mariposas se metamorfoseiam, as formigas caminham pelos
troncos das árvores e pelo chão. As vidas das incontáveis espécies de insetos
não se intimidam no meio das pessoas. Os pássaros, os mamíferos, as cobras e os
lagartos são mais tímidos e se escondem de qualquer possibilidade de um
olhar curioso. Nós escutamos os cantos dos moradores das matas mas...
(uma página infelizmente se perdeu...)
[1] Ilex paraguariensis
[2] 1 légua corresponde a 4,82803 km
[3] O caminhão, Ford Modelo V8-51
[4] Pinus mugo subsp
[5] Handroanthus sp
[6] Peltophorum dubium
[7] Entweder Nectandra oppositifolia oder Ocotea sp
[8] Myrocarpus frondosus
[9] Balfourodendron riedelianum
[10] Cedrella fissilis
[11] Entweder Myrciaria cauliflora ou Plínia jaboticaba
Comentários
Postar um comentário